UVB

Unterhaltungsverein Bruchmühlbach

History

Die Geschichte des Unterhaltungsvereins Bruchmühlbach

Aufsatz aus Anlass des 100-jährigen Bestehens aus dem Jahr 2003 von Wolfgang Heintz Überarbeitung und Fortführung eines Aufsatzes von Albert Heintz

„Freude, Frohsinn, Fröhlichkeit“. Diese drei F“s gehören zum Leitbild des nunmehr 100 Jahre alt gewordenen Unterhaltungsvereins Bruchmühlbach. Es ist an der Zeit, einen Rückblick auf die Vergangenheit zu werfen, in der aus einem kleinen aber sehr aktiven Verein, ein – im Verhältnis zu den örtlichen Verhältnissen – recht großer Verein wurde. Bei seiner Gründung standen die drei „F“s“ Pate, noch heute prägen sie das Vereinsleben.

ie Vereinsgründung fiel in die Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Im Winter der Jahreswende 1902/03 fanden sich einige Bürger, u. a. Albert Beck I., August Odenwald, Wendelin Ludes, Eugen Kopp, Fritz Kopp, Balthasar Commercon und Georg Bickes zusammen, um Laientheater zu spielen und sich dem Frohsinn, dem Gesang und der Musik zu widmen. 1903 feierte man so erstmals „Fasenacht“.

Ein nach damaligen Verhältnissen recht großer Umzug bewegte sich durch den zu dieser Zeit wirklich kleinen Ort Bruchmühlbach. Die Zugteilnehmer sammelten, wie damals üblich, Geldbeträge, Getränke und Lebensmittel. Erfolg: u. a. 28,– RM.

Am Aschermittwoch 1903 beschlossen die Beteiligten, einen Verein ins Leben zu rufen, dem sie den Namen „Unterhaltungsverein“ gaben. Der gesammelte Geldbetrag stellte das Vereinsvermögen dar. Viel wichtiger waren jedoch Engagement und Ideenreichtum der Mitglieder des jungen Vereins. Als 1. Vorsitzender fungierte Albert Beck L, der in der Faschingszeit als „Mausfallenhändler“ großen Erfolg hatte. Nach ihm führte bis zum Beginn des Weltkrieges 1914/18 Wendelin Ludes die Gemeinschaft der drei „F“s“, die sich immer größerer Beliebtheit erfreute. Maskenbälle, Kappensitzungen und Theaterspiel wechselten in bunter Folge.

Während des Weltkrieges 1914/18 ruhte das Vereinsleben. Ein Großteil der aktiven Mitglieder musste in den Krieg ziehen. Die Zahl der Kriegsopfer kann heute nicht mehr festgestellt werden, da keinerlei Unterlagen vorhanden sind.

Sofort nach Kriegsende fanden sich die alten, bewährten Mitglieder Georg Bickes, Wendelin Ludes, August Odenwald, Balthasar Commercon u. a. zu neuen Aktivitäten zusammen. Die Vereinsführung übernahm Georg Bickes. Dem Verein waren damals große Aufgaben gestellt, wollte er doch mit seinem Programm, welches dasselbe wie vor dem Krieg geblieben war, dafür sorgen, dass die Bewohner der nunmehrigen Grenzgemeinde in einer Zeit wirtschaftlicher Not etwas Freude empfinden und Abwechslung vom tristen Alltag erfahren konnten. Der Verein verfügte damals auch über ein kleines Orchester und einen Frauenchor, die er zu diesem Zweck einsetzen konnte.

Die Geschäfte des 1. Vorsitzenden wurden nach dem Tode des Georg Bickes von Wendelin Ludes und danach von August Odenwald verwaltet.

Im Jahre 1928 konnte der Verein auf sein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Die Vereinsführung lag damals in den Händen von Willi Jung als 1. Vorsitzenden, Albert Beck jun. als Schriftführer und Karl Göttel als Rechner. Um das 25. Vereinsjubiläum in würdiger Form zu begehen, beschloss man, ein Waldfest zu veranstalten, dem der Name „Westricher Sommerfest“ gegeben wurde. Wegen des großen Erfolges fasste die Vereinsführung den Beschluss, dieses Fest alljährlich zwei Wochen nach Pfingsten zu wiederholen.

Am Tage des ersten Westricher Sommerfestes konnten viele Mitglieder für ihre 25 jährige Mitgliedschaft durch Ernennung zu Ehrenmitgliedern und Verleihung von Ehrenurkunden geehrt werden:

Beck Albert I. Brengel Ludwig Schanne Reinhardt
Odenwald August Commercon Balthasar Jung Adolf
Schellhaass Friedrich Kopp Eugen Göttel Ernst
Schwarz Wilhelmine Sieber Eugen Spanier Max
Jung Daniel Bickes Karl Westrich Jakob
Rothaar Hermann Kopp Fritz Lang Paul
Bußer Blondine Selgrath Nikolaus Ludes Wendelin

Schon im Jahre 1929 war der Unterhaltungsverein mit einem Festzug, der im Rahmen des Sommerfestes stattfand und auf dem Motto „Franz von Sickingen“ fußte, sehr erfolgreich. Reiter und Trachtengruppen in den Gewändern der Zeit Sickingens zogen damals zum Festplatz. Der Verein nahm sich daraufhin einer weiteren Aufgabe an, nämlich der Pflege des Volkstums in der Westpfalz, dem Westrich.

Das Westricher Sommerfest wurde in der Folge zum einem wesentlichen Bestandteil der sommerlichen Veranstaltungen in der Westpfalz. Immer wieder fand es großen Zuspruch bei Besuchern aus nah und fern, möglicherweise auch deshalb, weil die Nähe zum Bahnhof günstige verkehrliche Anbindungen bot.

Mit Beginn des sog. Dritten Reiches war auch das Schicksal des Vereins besiegelt. Im Jahr 1934 wurde der Verein zwangsweise aufgelöst. Sein Vermögen und die Geschäftsbücher wurden beschlagnahmt.

Das vorhandene Bargeld konnte noch für die Mitglieder verwendet werden. Es diente zur Finanzierung eines Ausflugs an den Rhein. Das Westricher Sommerfest wurde in den nächsten Jahren von der NS-Organisation KdF, dem Gesangsverein und der Gemeinde Bruchmühlbach veranstaltet.

Das Ende des 2.Weltkrieges brachte zunächst ein allgemeines Vereinsverbot der französischen Besatzungsverwaltung, das jedoch nach und nach gelockert wurde, bis schließlich wieder Vereinsgründungen möglich wurden. Schon im Januar 1946 fanden sich Werner Odenwald, Karl Ludes, Albert Heintz, Heinrich Broschar und Franz Beck zusammen, um eine Arbeitsgemeinschaft zur Neugründung des Unterhaltungsvereins ins Leben zu rufen. Später schloss sich ihnen noch Alois Ludes an. 1948 konnte endlich die Gründungsversammlung stattfinden. Die Geschäfte des Vorstandes wurden den oben genannten Mitgliedern übertragen. Dem Vorstand wurde zur Unterstützung ein Beirat mit 12 Mitgliedern zur Hand gegeben. Die Generalversammlung als höchstes Vereinsorgan hatte zur Aufgabe, das Jahresprogramm zu beschließen, dessen Durchführung dem geschäftsführenden Vorstand oblag. Das Jahresprogramm umfasste Konzert- ­und Theaterveranstaltungen einheimischer und fremder Künstler, die Pflege des fasnachtlichen Brauchtums, Ausflüge, die Pflege des Volkstums und der westpfälzischen Kultur und die Durchführung des Westricher Sommerfestes.

Die Arbeitsgemeinschaft hatte das Fest bereits 1947 mit bescheidenen Mitteln erstmals wieder veranstaltet.

Im Jahre 1953 feierte der Verein sein 50. Jubiläum. Landrat Spieß hatte die Schirmherrschaft übernommen. In der Folge konnte das Westricher Sommerfest in immer größerem Rahmen geplant und ausgeführt werden. Der seit 1952 veranstaltete „Heimatabend“ am Samstag wurde zu einer Hauptattraktion des Festes. Der „Heimatabend“ entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem bunten Abend weiter. In den siebziger Jahren traten bekannte Fernsehstars wie die Jacob Sisters, Cindy und Bert, Frank Farian, Freddy Breck, Tina York und viele andere mehr im Festzelt des UVB auf.

Seit den frühen 80ziger Jahren wird samstags kein Eintritt mehr erhoben. Wie schon bisher montags, wird den Besuchern nun Volks- und Unterhaltungsmusik geboten. Leider findet der traditionelle Festumzug, der sonntags durch den Ort führte, und einst den Höhepunkt des Sommerfestes bildete, seit 1995 nicht mehr statt. Am Sonntag werden den Besuchern nun das Frühkonzert mit dem Bruchmühlbacher Musikverein, Kinderbelustigungen am Nachmittag und Countrymusic-Darbietungen am Abend geboten.

In diesem Jahr soll aus Anlass des Jubiläums wieder ein Umzug organisiert werden. Es ist zu hoffen, dass die Bruchmühlbacher Bürger diesem Ereignis die gebührende Aufmerksamkeit schenken werden.

Montagmittags findet seit vielen Jahren das Pensionärtreffen statt, das viele Pensionärvereine aus der näheren und weiteren Umgebung nach Bruchmühlbach führt. Das Sommerfest endet seit 1991 montagabends mit einer Volks- und Unterhaltungsmusikveranstaltung, deren Höhepunkt das beliebte Feuerwerk bildet.

Zuvor gab es auch dienstags Sommerfestveranstaltungen: Von 1960 bis 1974 fand alljährlich am Dienstag ein Quizabend statt, der von der Verkehrswacht Kaiserslautern und dem Bund für alkoholfreien Verkehr -Landesverband Rheinland-Pfalz – gestaltet wurde. Das Verkehrsquiz wurde dann durch eine Sportveranstaltung abgelöst: Von 1975 – 1990 wurden dienstags Kämpfe der FCK-Boxabteilung gegen andere Vereinsstaffeln ausgerichtet. In guter Erinnerung ist hier besonders der spannende Boxabend mit Darmstadt 98 als hervorragendem Gegner. 1991 und 1992 wurden die Boxveranstaltungen jeweils auf Freitag vorverlegt. Seitdem beginnt das Sommerfest an diesem Wochentag. Dabei wird in jedem Jahr neu entschieden, ob der Tag dem Sport oder musikalischen Darbietungen vorbehalten sein soll.

Im Jahr 1955 wurde erstmals eine Sommerfestkönigin bestellt, die zugleich als Karnevalsprinzessin der folgenden Fasnachtskampagne agierte. Unsere 1. Sommerfestkönigin und 1. Karnevalsprinzessin war Frau Gelinde Sofsky. Seither wird in jedem Jahr eine solche Repräsentantin des UVB gewählt.

Zu den Fasnachtveranstaltungen des UVB ist anzumerken, dass sich das Interesse des Publikums in den letzten Jahrzehnten sehr gewandelt hat. Während früher Tanzveranstaltungen sehr beliebt waren, ging das Interesse hieran in den letzten Jahren stetig zurück. Der UVB hat sich dieser Entwicklung beugen müssen. Fanden vorher 3 Tanzveranstaltungen zusätzlich zu den Prunksitzungen statt, so gibt es heute leider keine einzige mehr.

In der Tradition von 1903 stellen die Prunksitzungen, die früheren „Kappensitzungen“, noch immer die Höhepunkte der Bruchmühlbacher Fasnacht dar. Von der Neugründung des Vereins an bis 1982 wurden sie von dem Ehrenpräsidenten Werner Odenwald geleitet. 1983 trat Siegfried Odenwald als Sitzungspräsident an seine Stelle. Nicht vergessen werden darf man aber in diesem Zusammenhang, dass solch aufwändige Veranstaltungen ohne die Mitwirkung einer Vielzahl von Mitgliedern und Freunden des UVB, die alle ehrenamtlich tätig sind, sowie von Gastvereinen und Gastrednern nicht möglich wären. An dieser Stelle ist es nicht möglich, alle Mitwirkenden namentlich zu erwähnen. Es sei deshalb stellvertretend viele andere an den langjährigen Hauspoeten Albert Bleyer erinnert.

Erfreulicherweise zeichnet sich ab, dass die Prunksitzungen auch beim jungen Publikum wieder mehr gefragt sind. Der UVB ist deshalb zuversichtlich, dass er auch in Zukunft ein Synonym für die Bruchmühlbacher Fasnacht bleiben wird.

Zum internen Vereinsgeschehen ist in aller Kürze folgendes zu bemerken:

Der UVB ist Mitglied der Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine e. V in Speyer und Mitglied des Bundes Deutscher Karnevalsvereine e. V in Köln. Der Verein hat seit 1948 eine Satzung, die 1961 und 1977 geändert und neu gefasst wurde.

Unser Verein hat zur Zeit 175 Mitglieder und 7 Ehrenmitglieder. Ehrenmitglieder sind:

Heinz Agne Alfons Beck Hans Mayer
Inge Wald Erich Westrich Hilde Wingert
Hans Odenwald

Die Organe des Unterhaltungsvereins sind der Vorstand, der Vereinsausschuss und die Mitgliederversammlung.

Im Jahre 1976, nach teilweise 30 jähriger Tätigkeit, kandidierten der 1. Vorsitzende Werner Odenwald, der Schatzmeister Albert Heintz sowie der Schriftführer Alfons Beck nicht mehr für die Vorstandsämter. 1977 tat dies auch der 2.Vorsitzende Willi Ludes nicht mehr. Junge Kräfte sollten die Geschicke des Vereins leiten. Dies waren Siegfried Odenwald (Präsident), Bruno Ludes (zunächst Schriftführer, dann Vizepräsident), Hermann Westrich (Schatzmeister) und Wolfgang Heintz (seit 1977 Schriftführer). 1989 wurde Hildebert Emser zum Schatzmeister bestellt. 1999 übernahm Manfred Waldmann das Amt des Vizepräsidenten.

Wichtig sind dem Unterhaltungsverein seine aktiven Gruppen:1957 stellte der Verein erstmals eine Gardetanzgruppe auf. Heute verfügt er über eine Kindergarde, eine Juniorengarde und eine Prinzengarde. Die Betreuung der Garden wird von dem Verein als Jugendarbeit angesehen, die für seine Zukunft von hoher Bedeutung ist.

Im Jahre 1968 wurde das Männerballett gegründet, das sich aus Mitgliedern des Vereins zusammensetzt. Diese Gruppe fördert das aktive Vereinsgeschehen sehr. Ihre regelmäßigen Zusammenkünfte bilden die Basis für viele Vereinsaktivitäten.

Im Laufe der Jahre haben sich einige Gruppen, die zeitweilig sehr erfolgreich waren, aus den unterschiedlichsten Gründen wieder aufgelöst. Erinnert sei hier an den Elwetritsche – Chor und an die Bruchschneppen. Es ist erfreulich, dass daran gedacht ist, im Jubiläumsjahr nochmals gemeinsam aufzutreten.

Zur materiellen Ausstattung des Vereins ist anzumerken:

Der Verein konnte in den Jahren 1962 und 1967 das Vereinsheim errichten bzw. erweitern und im Jahre 1973 eine größere Toilettenanlage anbauen. Die dafür notwendigen Mittel stellte der Verein aus eigenen Mitteln zur Verfügung, wobei auch die politische Gemeinde einen Beitrag dazu leistete. Diese hat das Grundstück, auf dem das Vereinsheim steht, langfristig an den UVB verpachtet. Auch so trägt die Gemeinde Bruchmühlbach-Miesau zum Fortbestehen und zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Vereins bei.

1980 wurde das Vereinsheim mit finanzieller Hilfe des Landkreises Kaiserslautern abermals erweitert. Danach wurde es mehrfach modernisiert und renoviert, so dass es auch heute noch seiner Funktion weithin ge­recht wird. In der nächsten Zeit steht als weitere Modernisierungsmaßnahme die dringend erforderliche Umgestaltung des Toilettenbereichs an. Alle Bauvorhaben konnten ohne Aufnahme von Krediten finanziert werden.

Das vielfältige persönliche Engagement seiner Mitglieder und Mitwirkenden für die Belange des Vereins sowie seine gesunde wirtschaftliche Situation lassen den Unterhaltungsverein Bruchmühlbach e.V. sehr zuversichtlich in die Zukunft blicken.